Die Zettelkasten-Methode
Ein praxisorientierter Leitfaden für das Personal Knowledge Management.
Ich hatte mir „Die Zettelkasten-Methode“ von Sascha Fast zur Jahresmitte eigentlich als entspannte Urlaubslektüre für den Strand bestellt. Doch schon vor Urlaubsbeginn konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen - so sehr hat es mich gepackt.
Was dieses Buch für mich besonders macht: Es ist ein hochgradig praxisorientiertes Buch zu Personal Knowledge Management. Sascha Fast gibt keine abstrakten Theorien zum Besten, sondern teilt eine Vielzahl an erprobten Strategien und Einsichten aus jahrelanger Erfahrung mit der Zettelkasten-Methode. Man spürt auf jeder Seite, dass hier jemand schreibt, der seinen eigenen Denkprozess und seine Tools bis ins Detail durchdrungen hat.
Besonders eindrücklich fand ich:
Die Idee, Structure Notes für Tagebuch-Einträge zu erstellen, um wiederkehrende Muster und persönliche Einsichten zu erkennen.
Die starke Metapher zu Schlagwörtern und Links: Schlagwörter sind wie Tratsch auf dem Marktplatz – locker, unpräzise, ohne echte Beziehung. Direkte Verlinkungen dagegen sind wie intime Beziehungen zwischen Notizen – konkret und sinnstiftend.
Die Unterscheidung von Atomizität und Molekularität: Dass Notizen atomar sein sollten, war mir bekannt. Sascha Fast geht aber weiter und zeigt, dass aus diesen Atomen durch kluge Struktur Moleküle werden können – stabile Gedankengänge, wie sie in Structure Notes festgehalten werden.
Der Schreibprozess: An mehreren Texten parallel arbeiten, grob skizzieren, dann iterativ durch Permanent Notes verfeinern. Das ist nicht nur effizient, sondern auch inspirierend.
Die Inhalte werden zudem durch anschauliche Beispiele (zum Beispiel aus dem Hundetraining) greifbar gemacht. Das zeigt: Die Methode funktioniert in vielen Kontexten.
Im Vergleich dazu fand ich Sönke Ahrens’ Zettelkasten-Buch eher theoretisch. Und Tiago Fortes Building a Second Brain legt aus meiner Sicht einen zu starken Fokus auf das bloße Markieren und Destillieren von Textstellen, was am Ende zu einer recht oberflächlichen Auseinandersetzung mit Wissen führt. Bei Sascha Fast beginnt dort erst die eigentliche Arbeit: Nicht markieren, sondern selber schreiben, um Inhalte wirklich zu durchdringen und weiterzuentwickeln.
Einziger Nachteil: Ein bisschen bereue ich es, das Buch gelesen zu haben. Denn seitdem bin ich sehr damit beschäftigt, all die Fehler auszubügeln, die sich über die letzten Jahre in meinem Zettelkasten eingeschlichen haben.
Mein Fazit: Eine exzellente Abhandlung über Personal Knowledge Management, die jeder gelesen haben sollte, der beruflich oder privat mit Wissen arbeitet. Inspirierend, klar und vor allem umsetzbar.


